12 Jahre iPhone: Wie das iPhone alles veränderte!
Veröffentlicht: 2019-02-12San Francisco, 9. Januar 2007, 9:41 Uhr Ortszeit: Was Steve Jobs aus seiner Tasche zieht, verändert die Welt.
Die Keynote zur Eröffnung der Macworld Expo, die 2007 noch eine Art Hype für Apple, seine Fans und Kunden war, hatte etwas spät begonnen. Wie wir heute wissen, haben Steve Jobs und seine Mitarbeiter bis zur letzten Minute daran gearbeitet, dass bei einer der wichtigsten Präsentationen der Firmengeschichte nichts schief gehen würde. Einer hielt drei Prototypen bereit, der, den Jobs dann selbstgefällig auf die Bühne brachte, tat alles, was er tun musste. So begann die Show nicht wie angekündigt um 9 Uhr Ortszeit, sondern erst 25 Minuten später. Lange Zeit hielten die Vorrunden Jobs nicht auf, bis er zum Kern der Präsentation kam.
Apple stellt heute drei Geräte vor. Ein iPod mit Breitbild-Touchscreen, ein iPhone mit wunderschönem Handyhüllendesign und ein revolutionäres Internetgerät. Ein iPod, ein Telefon, ein Internetgerät. Jobs wiederholte den Dreiklang, bis das Publikum wusste, was als nächstes kommt, und fast hätte sagen können: „Es sind drei Geräte in einem und wir nennen es iPhone“.
Ein weiteres lustiges Bild wird auf den Bildschirm geworfen, nämlich ein klassischer iPod mit Ziffernblatt, dann wurde es ernst: Pünktlich um 9.41 Uhr Ortszeit zog Steve Jobs das Wundergerät aus der Tasche. Deshalb zeigen die iPhone- und iPad-Sperrbildschirme in Apples PR-Bildern seitdem die Zeit 9:41 Uhr an. Die Geburtsminute einer Legende.
Industrie und Gesellschaft wurden auf den Kopf gestellt
Wenn Sie sich darüber im Klaren sein wollen, wie sehr das Wunderding die IT-Welt verändert hat – und nicht nur das –, sollten Sie sich an die damals dominierenden Mobilfunkmarken erinnern und sich fragen, wo sie heute stehen. Motorola: weg. Nokia: Weg. Brombeere: weg. Naja, nicht wirklich ganz weg, aber die einstigen Platzhirsche spielen nach mehreren Besitzerwechseln praktisch keine Rolle mehr. Nokia hat zwischendurch mal zu Microsoft gehört und dann den Fitness-Spezialisten Withings gekauft und zurück gegeben, Blackberry versteht sich heute als Lösungsanbieter für Unternehmen. Und Motorola? Ach Motorola …
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Das „3-in-1-Gerät“ versprach viel und hielt noch viel mehr: Endlich Fotos und Videos zu Musik auf einem Widescreen-iPod ansehen. Tragen Sie das Internet in Ihrer Tasche herum. Und vor allem können Sie bequem mobil telefonieren. Mit Schaudern erinnert man sich noch heute daran, dass man sich zwanzig unwichtige Briefkastenansagen hintereinander anhören musste, um zur relevanten zu gelangen. Heute, vor zwölf Jahren, ist die revolutionäre Visual Voicemail ein Standard, hinter dem wir nicht zurückfallen wollen. Oder erinnern Sie sich noch an Zeiten, als Sie Sportnachrichten per SMS bei Ihrem Anbieter bestellen konnten? Nach dem Ende eines Bundesliga-Spieltags, eines Rennens oder einer anderen Veranstaltung musste man eine halbe Stunde warten, um endlich die News mit den neusten Ergebnissen zu bekommen und die SMS war nicht voll mit den Ergebnissen der Vorwoche.
Das erste iPhone war noch nicht einmal so schlau und so schnell, wie wir es heute im Rückblick sehen. Denn Apple hatte sich wegen der unbefriedigenden Energieeffizienz der verfügbaren Chips entschieden, vorerst auf UMTS und GPS zu verzichten – nur das iPhone 3G hatte selbiges an Bord. Das Wort Apps war noch eine kaum gebräuchliche Abkürzung für „Application“, also „Anwendung“, Programme musste man nicht auszusprechen wagen. Denn nativ Zugriff auf das iPhone und sein System erlaubten nur Apple und Google mit Maps und Youtube. Alle anderen, die das iPhone entdecken wollten, sollten natürlich im Web geschriebene Anwendungen in XML und JavaScript programmieren.
Dafür gab es mehrere Gründe, vor allem aber eines: Das iPhone war bei seiner Premiere einfach noch nicht ausgereift. Erst in letzter Minute wurden die Demogeräte für die Macworld Expo im Januar fertiggestellt, das halbe Jahr bis zum ersten Verkaufstag musste Apple fleißig an Hard- und vor allem Software arbeiten. Natürlich sollten auch Entwickler von Drittanbietern auf das iPhone zugreifen können, aber Apple lag wohl nicht ganz falsch, dass viele Dinge einfach nicht richtig funktionieren würden und Apps sogar die Kernfunktionen des iPhones stören oder gar außer Kraft setzen könnten. Hatte Apple schließlich seine Existenz auf das iPhone verwettet, wäre es gefloppt, dürfen wir heute von der einst großen Marke Apple sprechen, deren Stern vor 12 Jahren rapide zu sinken begann. Aber wie wir heute wissen, hat Apple in Sachen iPhone alles richtig gemacht und aufs richtige Pferd gesetzt.
Fadell über iPod, Touchscreen und Industriespionage
Je mehr Menschen man fragt, wo sie am 9. Januar 2007 waren und was sie dort gedacht und getan haben, desto mehr interessante Geschichten rund um das iPhone erfährt man. Nun hat die BBC auch mit Tony Fadell geplaudert, der seinerzeit bei Apples Entwicklung des iPods dabei war und nicht durch irgendeinen entscheidenden Einfluss auf das iPhone hatte. Denn es war die grundsätzliche Entscheidung von Apple, den iPod zu etwas Größerem, Flexiblerem und Mobilerem auszubauen, anstatt zu versuchen, den Computer auf Handygröße zu schrumpfen, wie etwa Microsoft. Fadell erzählt ausführlich von den heftigen Auseinandersetzungen, die Befürworter einer Tastaturlösung à la Blackberry vor allem mit Steve Jobs, der den Multi-Touchscreen aus der Entwicklung des Touchscreen-Mac befürwortete – letztlich doch recht bekamen und hielten. In einer anderen Job-Doktrin legte sich das Team etwas getäuscht und überlegte von vornherein, dass sich iPhone und später auch iPad sehr gut mit einem Eingabestift bedienen ließen. Doch laut Fadell hatte diese Kleinigkeit bereits Schule gemacht, denn auch beim iPod hatten die Ingenieure von Anfang an die Verbindung mit Windows berücksichtigt. Bei einer anderen Geschichte muss Fadell etwas unklar bleiben, denn er wirft der Konkurrenz nicht weniger als Industriespionage vor. Fadell und das Team hatten sich im Vorfeld spezialisierte Hersteller für Mobilgeräte unter ihrer Fittiche angesehen, um von ihnen zu lernen. Bei einem Besuch in Malmö wurde während des Abendessens jedoch das Auto der Ingenieure mit allen Unterlagen und Prototypen geraubt: „Sie wussten, dass wir an einem Handy arbeiten.“ Laut Fadell hat die Reise nach Schweden jedoch mehr wertvolle Erkenntnisse für Apple gebracht, als Industriespione von der Delegation aus Cupertino hätten erfahren können.
Seltener Blick: Bei der iPhone-Entwicklung hätte es auch anders kommen können – doch gegen Steve Jobs konnten sich die Befürworter einer echten Tastatur nicht durchsetzen. Aber auch später im Prozess gab es Überkreuzungen, bei denen Apple anders hätte handeln können. So zeigt ein Video im Blog Sonnydickson.com zwei frühe Prototypen des Touch-iPhone in Aktion. Die Form des Geräts ähnelt der endgültigen Version, ist jedoch etwas rauer und der Home-Button funktioniert noch nicht. Interessant ist aber die Betrachtung der zwei unterschiedlichen Ansätze der Software. Während ein Team um Tony Fadell das etablierte iPod OS aufsetzte und auf den Touchscreen brachte, entwickelte das Team um Scott Forstall ein echtes Multitouch-System, das direkt auf Eingaben der Finger reagierte und kein imitiertes Scrollrad mehr benötigte. Wie wir heute wissen, hat sich der zweite Ansatz durchgesetzt. In einem Interview mit The Verge stellte Tony Fadell jedoch klar, dass keine konkurrierenden Teams gegeneinander antraten, sondern eine Reihe von Ideen im Umlauf waren. Alle Beteiligten hatten an allen Techniken gleichermaßen gearbeitet. Das Video ist eine Portierung einer auf dem Mac erstellten Simulation zu sehen und kein echtes Betriebssystem, Fadell ordnet die Bilder auch ein. Die Idee eines virtuellen Clickwheels mit Touchscreen hatte sich nicht durchgesetzt und auch das Konzept eines iPod Phones – kleiner Bildschirm, echtes Clickwheel für die Bedienung – war an einer Banalität gescheitert: Mit dem Wheel konnte man Telefonnummern nicht wirklich wählen.
Heute steht das iPhone im 13. Lebensjahr und hat die besten Zeiten längst nicht hinter sich. Sicherlich ist das scheinbar ungebremste Wachstum Geschichte, das wusste Apple schon vor zwei bis drei Jahren und erhöhte den Preis des iPhones, verbesserte und erweiterte gleichzeitig das Angebot. Cupertino konnte aus flacheren Wachstumskurven ein deutliches Umsatz- und Gewinnwachstum bringen, aber damit sollte nun Schluss sein. Verkaufszahlen will Apple aus der Bilanz für das erste Quartal 2018/19 nicht nennen, sondern nur Umsätze.
Vieles deutet jedoch darauf hin, dass diese beiden zurückgehen, aber auf hohem Niveau verharren werden. Die Prognose ist nicht allzu gewagt, dass Apple in den nächsten Jahren um die 200 Millionen Geräte pro Jahr verkaufen wird, die Neukunden werden nur weniger. Und Bestandskunden rüsten seltener auf, weil die Technik mittlerweile so ausgereift ist, dass Apple sich nur noch evolutionär weiterentwickeln kann, aber nicht mehr spektakulär.
Aber das muss nicht schaden, und Apple erzielt immer noch wachsende Einnahmen aus seinen Diensten. Vor allem der lukrative Gesundheitsmarkt hat sich Cupertino auf die Fahnen geschrieben. Das wäre ohne das iPhone undenkbar gewesen – der Computer, der uns so nahe kommt wie keiner seiner Vorgänger. Es dauert eine Weile, bis die Gesundheitsrevolution beginnt, aber sie begann auch am 9. Januar 2007 in San Francisco.
Wir blicken zurück auf die Geschichte und Historie des iPhones:
Oktober 2001: Der iPod
Am 23. Oktober werde Apple ein „elektronisches Gerät“ vorstellen, das „kein Mac“ sei, hieß es kurz nach der Katastrophe vom 11. September, die Einladung an die Presse. Spekulationen um eine Neuauflage des Personal Digital Assistant Newton lösten sich in Sound auf, denn der iPod war die Lösung für das digitale Musikzeitalter.
Bis zu 1000 Titel konnte man auf dem eleganten Gerät nicht nur im Handumdrehen speichern, sondern auch problemlos finden und wiedergeben. Anfangs nur für die Nische der Apple-Nutzer gedacht, kam der iPod erst richtig auf Kurs, als Apple ihm für die Windows-Welt noch eine USB-Schnittstelle spendierte und mit iPod Mini und später mit iPod Nano und iPod Shuffle auch bezahlbare Geräte herausbrachte.
Der digitale Musikladen iTunes (Music) Store tat sein Übriges, um die ganze Konkurrenz alt aussehen zu lassen. Der iPod war das „must have“-Gerät des frühen dritten Jahrtausends. Von einer Neuauflage des Newton sprach bald niemand mehr.
2002 bis 2006: Der Nabel der digitalen Welt
Warum ein neuer Newton, der zwangsläufig einen PDA mit sich herumschleppen musste und mit dem Notebook nicht zufrieden war, bei einem Drittanbieter einen kaufen konnte. Das Verbinden und Synchronisieren mit dem Mac, diesen Palms und Tungstens war einfach, ebenso wie die immer beliebter werdenden Digitalkameras, Audiogeräte wie der iPod und andere Gadgets. Der Mac sollte als Zentrum der Flotte betrachtet werden, als „digitaler Hub“.
Apple verstand sich auch als Softwarehersteller, im Sommer 2002 war auf einer Macworld Expo sogar Sony Ericsson mit von der Partie, um zu zeigen, dass der Mac auch mit Handys kann. Wer braucht ein eigenes Apple-Handy? Apple selbst, denn mit der von Motorola im Herbst 2005 bereitgestellten Lösung des „iTunes-Phone“ Rokr konnte nun niemand mehr zufrieden sein.
Angeblich war dieser Flop der letzte Ausschlag für Apple, um die Entwicklung des Smartphones voranzutreiben. Seit etwa 2003 baute Apple einen Tablet-Computer, die dafür entwickelten Lösungen sollten sich als ideal für ein Telefon erweisen. Und für einen iPod mit Touchscreen. Und ein revolutionäres Internetgerät. Alles drin auf dem iPhone.
9. Januar 2007: Bescheidene Tore
Das erste iPhone konnte nicht viel. Die Kamera war lächerlich schlecht und nahm keine Videos auf. GPS- und UMTS-Chips fehlten, Apple befürchtete wohl, dass die damals erhältlichen Prozessoren den Akku zu schnell leer saugen würden – einen Tag sollte der Akku schon halten. Eine weitere Einschränkung begründete Apple mit der Sicherheit des Systems: Dritthersteller mussten auf Web-Apps zurückgreifen, um ihre Lösungen auf das iPhone zu bekommen. Native Apps durften nur von Apple und ausgewählten Partnern wie Google bereitgestellt werden. Sie können die beste Benutzererfahrung nur garantieren, wenn kein Drittanbieter dazwischengeschaltet ist.
Doch Apple ließ die Rechnung ohne die „Bugger“ machen und fand bald heraus, dass man mit Hilfe von Cracking-Software, die den vielsagenden Kategorienamen „Jailbreak“ erhielt, sehr wohl alle möglichen Programme auf dem iPhone installieren konnte. Apple reagierte im März 2008 mit der Ankündigung, ein SDK (Software Development Kit) einzuführen, mit dem iPhone OS 2 künftig über den iTunes Store auf die Smartphones der Nutzer verteilt werden soll.
Das am 9. Januar 2007 formulierte Ziel, rund zehn Prozent des Mobilfunkmarktes zu erobern und jährlich deutlich über zehn Millionen Geräte zu verkaufen, verfehlte Apple dennoch. Grund war unter anderem, dass das iPhone ab Juni 2007 nur noch in den USA erhältlich war, Deutschland, Frankreich und Großbritannien kamen im November hinzu. 10 Millionen iPhones pro Jahr … Heute verkauft Apple selbst in schlechten Zeiten mehr als 10 Millionen Geräte pro Monat.
2008: Das iPhone bekommt 3G und GPS
Im Sommer 2008 öffnete Apple sein Erfolgsmodell nicht nur für Entwickler, sondern stattete das Telefon auch mit der notwendigen Hardware aus. So trug das iPhone 3G der zweiten Generation die eine große Neuerung im Namen, die andere der GPS-Chip, der die Ortungsdienste nun wirklich zuverlässig machte. Bisher musste man sich an den Standorten öffentlich bekannter WLANs orientieren.
Apple und seine Nutzer hatten die Erfahrung gemacht, dass der Akku abends noch voll genug war und man den einen oder anderen Verbraucher mehr einbauen konnte. Zumal die Chips von Jahr zu Jahr effektiver geworden sind.
2009: TikTok
War das iPhone 3G womöglich das erste richtig ausgereifte iPhone, setzte Apple fortan einen Zwei-Jahres-Rhythmus in der Entwicklung fort. Denn die Ausgabe von 2009, das iPhone 3GS, war gegenüber dem 3G äußerlich unverändert, hatte es aber in sich.
Ein schnellerer Prozessor (daher das „S“ für „Speed“), eine bessere Kamera, die Videos nun mit akzeptablen Bildraten aufzeichnen konnte und drei Gyroskope, die die Position des iPhones im Raum deutlich besser messen – nicht unwichtig für Spiele. Im Jahresrhythmus verbesserte Apple auch das Betriebssystem, das eigentlich ab 2009 auf Copy-and-Paste verstand.
2010: iPad und ein neues Formular
Am 27. Januar 2010 präsentierte Apple schließlich das Gerät, das als erstes in der Entwicklung stehen sollte: den Tablet-Computer iPad. Frühere Versuche, den tragbaren Computer auf Berührungen reagieren zu lassen, waren vor allem bei der Software gescheitert, erst Apples radikaler Ansatz, der ohne Hilfsgeräte wie Eingabestifte auskommen musste, brachte den Durchbruch. Das iPhone war zum massenhaft kopierten Millionenseller geworden, das iPad startete zwar besser, kam dann aber an den Sättigungspunkt – Laptops bleiben überlebenswichtig und lassen sich nicht so leicht verdrängen, wie Apple sich das vorstellt.
Für das iPhone des Jahrgangs 2010 hatte sich Apple etwas Besonderes einfallen lassen: Die Rückseite ist wie die Vorderseite aus Glas, die Bauteile werden mit einem Stahlband zusammengehalten, das gleichzeitig als Antenne fungiert. Fasst man das aber falsch an, bricht die Verbindung ab … Ein weiteres Designproblem hat sich Apple mit dem iPhone 4 eingefangen: Vor einiger Zeit gelingt es den Ingenieuren nicht lange, zur Zufriedenheit von Steve Jobs, das weiße iPhone 4 mit einzubauen dreiviertel Jahr zu spät.
Zwischenzeitlich war das 4 auch in einer Variante für den konkurrierenden 3G-Standard CDMA erschienen, was für die Verbreitung des Telefons mehr als nützlich war. Die Software, die auch auf dem iPad läuft, heißt jetzt iOS 4.
2011: Das iPhone lernt sprechen
Wenige Monate vor seinem Tod im Oktober konnte Steve Jobs auf der Entwicklermesse WWDC die neue Software-Strategie präsentieren. Der „Digital Hub“ war endgültig Geschichte, iCloud sollte die Klammer für Daten auf Geräten aller Art werden. So lässt sich seit iOS 5 das iPhone ohne Verbindung zu iTunes einrichten und betreiben, Mac und PC stehen nur noch anderen Zugriffsgeräten für die eigenen Daten zur Verfügung.
Das „S“ der Generation 2011 steht nicht nur für „Speed“, sondern auch für Siri: Das iPhone lernt sprechen und zuhören. Äußerlich bleibt es unverändert, bis auf die bereits beim CDMA-Modell des Vorgängers implementierten Änderungen an den Antennenzeiten.
2012: Vier Zoll müssen es sein
Vor der Smartphone-Revolution waren Mobiltelefone kleiner und kompakter geworden, und wer sich zum Beispiel an das Nokia 8210 erinnert, erinnert sich, wie klein die Tasten geworden sind. Auf dem Bildschirm musste man kaum etwas sehen.
Jetzt wird die Werbung immer wichtiger, die Bildschirmgrößen steigen. Mit ihnen zwar auch der Energieverbrauch, aber immerhin kann man größere Smartphones und größere Akkus verbauen. Apples immer größer werdender Wettbewerb hat ein Größenwachstum ausgelöst, Cupertino zieht ab. Zunächst mit einer kleinen Änderung: Das iPhone 5 wird etwas länger, die Bildschirmdiagonale wächst von 3,5 auf 4 Zoll.
2013: Fingerabdruck und Apple Pay
Wieder ein ungerades Jahr, wieder bekommt der bewährte Formfaktor neue Technik spendiert. Wie gewohnt steht die Kamera im Mittelpunkt der Entwicklung, doch bekommt das iPhone 5S mit dem Fingerabdruckscanner und der Touch ID ein neues Sicherheitsfeature.
Durch das Auflegen eines zuvor registrierten Fingers wird das Telefon schnell entsperrt, es gibt keine Entschuldigung dafür, keine PIN zu verwenden. Die Daten kommen in einen eigenen Prozessorbereich, die Secure Enclave, nichts wird in der iCloud gespeichert. Auch beim drahtlosen Bezahlen erweist sich die neue Authentifizierungsmethode als nützlich. Apple Pay hat es seit 2013 auch außerhalb der USA in die Welt geschafft. Das geschah erst Ende 2018.
Für Einsteiger hat Apple das iPhone 5C konzipiert, das nichts anderes ist als alte Technik im neuen Kunststoffgehäuse. Genaue Verkaufszahlen nennt Apple nicht, aber da das Experiment mit dem Plastikbomber für den etwas niedrigeren Preis nicht fortgesetzt wurde, kann man davon ausgehen, dass das iPhone 5C kein großer Erfolg war.
2014: Größe zählt
Der Trend zu größeren Smartphones hält an, vor allem in Asien verkaufen sich die Geräte besser, je größer der Bildschirm ist. Apple kann sich dem nicht entziehen und bringt mit dem iPhone 6 die nächste Erweiterung auf 4,7 Zoll. Doch damit nicht genug, das iPhone 6 Plus mit seinem 5,5-Zoll-Bildschirm scheint vielen zu reichen, um auf iPad (Mini) und/oder Notebook zu verzichten.
Zumindest lassen die Verkaufszahlen von iPad einerseits (rückläufig) und iPhone andererseits schließen: Mit der 6. Generation erreicht Apple den vorläufigen Höhepunkt.
2015: Nicht viel Neues in der S-Klasse
Das iPhone 6S (Plus) sieht genauso aus wie das Modell von 2014, aber eigentlich ändert sich alles, Apple wird nicht müde zu betonen. Vor allem bei der Kamera macht der Hersteller weitere Fortschritte, die 7000er Aluminium ist bei in etwa gleichem Gewicht noch stabiler als zuvor.
Dennoch sind die Verkaufszahlen nach einem letzten leichten Anstieg im Weihnachtsgeschäft erstmals rückläufig, die S-Klasse kann zu wenig Neukunden und Umsteiger überzeugen. Diese warten lieber auf das iPhone 7
2016: Der neue Rhythmus
Und das ist für viele Kommentatoren auf den ersten Blick eine Enttäuschung. Es sieht fast genauso aus wie die beiden Vorgängermodelle, am ehesten ist es am fehlenden Kopfhöreranschluss zu erkennen. Aber die Technik hat es in sich, auch hier verbessert Apple die Kamera enorm, der zusätzliche Farbraum spiegelt sich in einem neuen Display wider.
Das Plus-Modell kommt mit einer Dual-Kamera und damit erstmals mit einem optischen Zoom, wenn auch nur zweifach.
Aus dem angeblichen Fiasko mit dem iPhone 5C hat Apple gelernt, dass das im Frühjahr 2016 vorgestellte iPhone SE zwar ein Vier-Zoll-Gehäuse von gestern hat, aber die Technik von heute verbaut. Ende Januar veröffentlichte Apple die Zahlen für das erste Quartal 2016/17, was darauf hindeutet, dass der Abwärtstrend bei den Verkäufen gestoppt ist.
Das Umsatzwachstum kommt jedoch bereits von höheren Preisen. Aber die iPhones haben immer mehr zu bieten, muss man konstatieren.
Schiller und Cook über zehn Jahre iPhone
Ausführlicher Vortrag über die Geschichte des iPhones und seine Zukunft in einem Gespräch mit Apples Marketingleiter Phil Schiller. In fünfzig Jahren werden die Menschen also zurückblicken und sehen, welche Innovationen Apple im Laufe der Jahre und Jahrzehnte umgesetzt hat. Wir werden gegebenenfalls im Januar 2067 darauf zurückkommen …
Allerdings gibt Schiller im Interview einen interessanten Einblick in die Geschichte der iPhone-Software. Denn bei Apple gab es durchaus Diskussionen darüber, ob das iPhone nicht wie der Mac von Anfang an einen offenen Ansatz verfolgen und Software von Drittanbietern zulassen sollte. Letztlich entschied man sich aber für ein geschlossenes System a la iPod, da man befürchtete, die Entwicklung sonst nicht rechtzeitig bewältigen zu können. Es war jedoch klar, dass man früher oder später das iPhone öffnen würde – was dann mit der zweiten Generation des iPhone 3G mit iPhone OS 2.0 und dem Start des App Stores geschah.
Auch Apple-Chef Tim Cook hat sich zu seinem zehnten Geburtstag geäußert. „Das iPhone nimmt einen bedeutenden Platz im Leben unserer Kunden ein und bestimmt heute mehr denn je die Art und Weise, wie wir kommunizieren, sprechen, arbeiten und leben“, erklärt Cook laut Macworld. Das iPhone hatte bereits in seinem ersten Jahrzehnt den Standard für Mobile Computing gesetzt – aber Apple hat gerade erst begonnen, das Beste kommt noch.
2017: Das neue Jahrzehnt
Das iPhone ist ausgereizt? Natürlich, erklärt Marketingleiter Phil Schiller den Zehnjährigen. Im Herbst des Jubiläumsjahres zeigt Apple dann, wie das nächste Jahrzehnt des iPhone aussehen soll.
Vor allem diversifiziert sich der Konzern weiter: Als Nachfolger des iPhone 7 (Plus) kommen keine 7s-Modelle, sondern gleich 8s. Nur aus der Ferne sehen sie aus wie die Generationen davor. Bei genauerem Hinsehen entdeckt man jedoch die neue Glasrückseite, die kabelloses Laden nach dem Qi-Standard ermöglicht.
Die deutliche Änderung bringt aber das Jubiläumsmodell iPhone X: Der OLED-Bildschirm erstreckt sich fast über die gesamte Front, ein Home-Button fehlt. Damit hat die TouchID, aber mit der Gesichtserkennung FaceID Apple noch einen sicheren Nachfolger im Gepäck.
Die Preise steigen jetzt massiv: Die beiden Varianten des iPhone X kosten 1.149 und 1.319 Euro. Die Leute kaufen das neue Gerät wie verrückt, aber trotz der Skepsis erweist sich das iPhone X als das meistverkaufte Smartphone, nicht nur von Apple. Der Absatz steigt massiv, bei nahezu konstanten Mengen.
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2018: Krise? Welche Krise?
In gewisser Weise ist Apple nur das Opfer seines eigenen Erfolgs. Denn das iPhone X ist schon so gut und immer noch wertvoll, dass kaum jemand auf das iPhone XS umsteigt – womöglich Nutzer älterer Geräte, die mit dem X-Nachfolger ein noch besseres Smartphone bekommen. Wenn es noch größer sein darf, bitte:
Das iPhone XS Max vergrößert den Bildschirm auf 6,5 Zoll, ist in seinen Außenmaßen aber nicht größer als die Plus-Modelle der Vorjahre. Der Preis wird immer stolzer, mit 512 MB Speicher kostet das XS Max 1.649 Euro. Ein Telefon! Nein, bei weitem nicht nur ein Telefon.
Das iPhone SE fällt zumindest vorerst aus. Als Einsteigergerät – was bei einem Preis von 849 Euro etwas seltsam klingt – dient nun das iPhone XR. Das Design fast so rahmenlos wie beim XS (Max), nur LED statt OLED und auf der Rückseite nur eine Kamera.
Erhältlich in sechs bunten Farben: Technik und Design des zweiten iPhone-Jahrzehnts für alle, die mit mehr als 1000 Euro für ein Handy ein bisschen Geld ausgeben.
2019: Ausblick
Vielleicht hat Apple es mit den Preisen übertrieben, die massiven Trade-In-Deals, die der Konzern Ende 2018 auf den Weg gebracht hat, sprechen eine deutliche Sprache, ebenso wie die Verkaufswarnung, die Apple Anfang Januar ausgeben musste. Auch 2019 wird Apple das iPhone nicht komplett neu erfinden können, eine andere Kamera auf der Rückseite und eventuell USB-C statt Lightning könnten aber die Vorgaben sein. Und dass die Prozessoren immer besser und schneller werden, ist fast sicher.
Vielleicht muss Apple anders auf den Absatzrückgang reagieren, etwa mit Preissenkungen oder mit einem neuen, kleineren 4 x Zoll-Gerät oder mit einer Verlängerung des Produktzyklus. Oder sogar mit all diesen Maßnahmen und noch ein paar mehr. Das iPhone mag ausgereift sein, aber seine Geschichte ist noch nicht zu Ende.