Saskia Norman: Das Handwerk des Geschichtenerzählens in Theater und Film beherrschen

Veröffentlicht: 2023-09-04

In einer Welt, in der im Rampenlicht oft flüchtige Momente des Ruhms stehen, ist Saskia Norman ein Beweis für die anhaltende Anziehungskraft von substanziellem Talent und nuancierter Kunstfertigkeit. Während sich die Unterhaltungsindustrie ständig weiterentwickelt – sie muss sich mit der Komplexität globaler Märkte, digitalen Umwälzungen und sich ständig ändernden Erwartungen des Publikums auseinandersetzen – gelingt es nur wenigen, sich aus dem Trubel zu erheben. Heute verlangt die Branche nicht nur Talent, sondern auch Vielseitigkeit, Engagement und eine globale Perspektive. Hier hat sich Saskia Norman einen einzigartigen Raum geschaffen und ihren Ruf als Künstlerin von Kaliber und Auszeichnung gefestigt.

Saskia wurde mit einer natürlichen Begabung für das Geschichtenerzählen geboren und unternahm ihre ersten Schritte in der Welt des Films und Theaters mit einer unnachgiebigen Hingabe an das Handwerk. Ihre Darstellung der Tonya Harding in dem von der Kritik gefeierten Stück „Anstoss“, das für Österreichs größten Theaterpreis, den NESTROY PREIS 2019, nominiert wurde, war eine kraftvolle Leistung, die ihre Fähigkeit unterstrich, komplexen, realen Figuren Leben einzuhauchen. Diese Auszeichnung wird oft mit den Tony Awards am Broadway verglichen und zeugt von einer Künstlerin auf dem Höhepunkt ihres Könnens.

Doch ihr künstlerisches Spektrum reicht weit über den Proszeniumsbogen des Theaters hinaus. Saskia war Co-Regisseurin und Hauptdarstellerin in „Misplaced“, einem preisgekrönten Kurzfilm, der ihr Gespür für das Geschichtenerzählen von beiden Seiten der Kamera unter Beweis stellte. Der Film erhielt Nominierungen für die Kategorie „Beste Komödie“ und „Best of Austria“ bei den Wiener Filmpreisen und sicherte sich den Preis für die beste Kurzfilmkomödie beim Kunst- und Filmfestival Mannheim.

Ihre Rolle als Barbara im Shopping Commercial 2022 – ein weiteres Highlight ihrer Karriere – gewann zahlreiche Auszeichnungen, darunter 13 CCA Awards, einen Lovie Award und einen Staatspreis Werbung Österreich. Ihre Leistung wurde auch auf internationalen Plattformen wie dem Gold Montreux Film Festival, dem Cannes Lion International Festival of Creativity und dem New York Film Festival gewürdigt.

Über die Schauspiel- und Regietätigkeit hinaus hat Saskia ihr Können als Autorin und Produzentin unter Beweis gestellt. Ihre One-Woman-Show „Lost My Way“ erregte die Aufmerksamkeit mehrerer Festivals, darunter das Odyssee Festival 2021 und der Kultursommer Wien 2022. Österreichs größte Landeszeitung, NON, wurde aufmerksam, ebenso wie das Hin & Weg Festival, bei dem sie im vorgestellt wurde Szenische Lesung von „The Neverending Horizon“.

Ihre internationale Reichweite wurde durch ihre Hauptrolle im Kurzfilm „Jakob & Maria“ weiter untermauert, die ihr Nominierungen und Auszeichnungen auf mehreren internationalen Festivals wie dem ARFF Amsterdam, den Filmtagen Oberschwaben, dem Incorto Film Fest und vielen anderen einbrachte.

Wir hatten die einmalige Gelegenheit, tiefer in Saskias Geschichte und ihre gefeierten Rollen einzutauchen, von der Rolle der Tonya Harding in „Anstoss“ bis zu ihrem Ausflug in preisgekrönte Kurzfilme wie „Misplaced“ und „Jakob & Maria“. Was wir entdeckten, war ein vielseitiger Künstler mit einer universellen Anziehungskraft; Jemand, der durch die Beherrschung seines Handwerks geografische und kulturelle Barrieren überwindet, um Herzen und Köpfe auf der ganzen Welt zu berühren.

Während sich die Welt der Unterhaltung immer wieder neu erfindet, sind es Künstler wie Saskia Norman, die die Essenz des Geschichtenerzählens lebendig halten – fesselnd, inspirierend und immer relevant.

Sagen Sie uns also, Saskia, was hat Sie an der Rolle der Tonya Harding in „Anstoss“ interessiert? Gab es bei der Verkörperung dieser Figur besondere Herausforderungen für Sie?

Eines der ersten Dinge, die mich an der Rolle der Tonya Harding faszinierten, war, dass sie eine echte Person ist. Die Darstellung einer realen Person erfordert immer viel Liebe zum Detail und umfangreiche Recherche. Anfangs stand ich vor der Herausforderung – und einer leichten Angst –, der echten Tonya Harding möglicherweise nicht gerecht zu werden. Dann wurde mir jedoch klar, dass ich meinen Charakteren stets mit Respekt gegenüberstehe und es mir zum Ziel gesetzt habe, sie nicht als zweidimensionale Figuren, sondern als nuancierte Wesen darzustellen.

Bei fiktiven Charakteren muss ich die Hintergrundgeschichte selbst erstellen, um eine differenzierte Darstellung zu ermöglichen. Bei der Darstellung einer realen Person ist die Hintergrundgeschichte bereits vorhanden; Meine Aufgabe besteht einfach darin, es gründlich zu studieren und Parallelen zu meinem eigenen Leben zu finden.

Die Nominierung für den NESTROY PREIS ist in Österreich eine bedeutende Auszeichnung. Wie haben Sie sich gefühlt, als „Anstoss“ die Nominierung erhalten hat, und was bedeutet diese Anerkennung für Sie persönlich?

Ich war über dem Mond! Unter so vielen fantastischen Theaterproduktionen in diesem Jahr war es eine große Ehre, zu den wenigen zu gehören, die für einen NESTROY nominiert wurden. Ich persönlich war ziemlich stolz auf mich und das gesamte Team. Für etwas gewürdigt zu werden, wofür man unglaublich hart gearbeitet hat, ist immer eine Freude, und diese Nominierung gab mir einen zusätzlichen Anstoß, weiter in meinem Traumberuf zu streben.

Sie waren sowohl an intensiven Theaterproduktionen wie „Anstoss“ als auch an preisgekrönten Kurzfilmen wie „Misplaced“ und „Jakob & Maria“ beteiligt. Wie wechseln Sie zwischen diesen verschiedenen Medien und welchen Einfluss hat jedes auf Ihren schauspielerischen Ansatz?

Der Übergang zwischen Theater- und Filmschauspiel kann tatsächlich eine Herausforderung sein. Glücklicherweise hat mich meine Ausbildung an der American Academy of Dramatic Arts gut auf die Berufswelt vorbereitet. Vom ersten Tag an wurden uns die Unterschiede zwischen Bühnen- und Filmschauspiel beigebracht, was mir in meiner Karriere sehr geholfen hat. Mittlerweile fällt es mir relativ einfach, zwischen den beiden Medien zu wechseln.

Die Schauspielerei auf der Bühne gibt mir die Möglichkeit, während eines ausgedehnten Probenprozesses tief in das Innenleben meiner Figur einzutauchen. Diese Erkundung führt oft dazu, dass ich Nuancen entdecke, an die ich zunächst nicht gedacht hatte. Andererseits bringt mich die Schauspielerei in Filmen in eine enge Verbindung mit meinen Gefühlen und meinem Körper. Im Film kann selbst die kleinste Geste eine kraftvolle Botschaft vermitteln und mich den Wert der Subtilität lehren.

Können Sie ein unvergessliches Erlebnis oder einen Lernmoment aus dem Set von „Misplaced“ erzählen, der Ihnen im Gedächtnis geblieben ist?

„MISPLACED“ war der erste Film, in dem ich mehrere Rollen trug und nicht nur als einer der Hauptdarsteller, sondern auch als Co-Regisseur fungierte. Es war eine wertvolle Lernerfahrung, mit den organisatorischen Aspekten zu jonglieren, die Crew zu leiten und all das dann aufzuteilen, um mich auf meine Schauspielerei zu konzentrieren. Es war unglaublich lohnend und ist definitiv ein Weg, den ich in Zukunft gerne weiter erkunden würde.

„Jakob & Maria“ hat internationale Aufmerksamkeit erregt. Warum fand dieser Film Ihrer Meinung nach beim Publikum auf der ganzen Welt großen Anklang? Welche universellen Themen oder Elemente haben Ihrer Meinung nach zum Erfolg beigetragen?

Ich glaube, „Jakob & Maria“ hat beim Publikum so großen Anklang gefunden, weil es die Geschichte von jemandem erzählt, der einen Traum verfolgt, unabhängig von der Meinung anderer. Der Film enthält auch ein Element der Magie, das den Zuschauer dazu einlädt, kurzzeitig seinem Alltag zu entfliehen. Diese Elemente trugen gemeinsam zu dem internationalen Erfolg bei, den wir mit „Jakob & Maria“ hatten.

Wie sieht Ihr Vorbereitungsprozess für Rollen in so unterschiedlichen Projekten aus? Gibt es bestimmte Rituale oder Praktiken, auf die Sie sich verlassen, um in die Rolle hineinzukommen?

Meine Vorbereitung auf jedes Projekt beginnt damit, dass ich das Skript mehrmals lese. Anschließend bespreche ich die Vision des Regisseurs sowohl für die Geschichte als auch für meine Figur, entweder vor den Dreharbeiten oder am Set. Ich interessiere mich sehr für Psychologie, daher bereitet es mir große Freude, die Gründe für die Handlungen und Denkprozesse meiner Figur in verschiedenen Situationen herauszufinden – es ist wie das Lösen eines Rätsels.

Auch wenn ich kein Freund aufwändiger Rituale bin, habe ich eine Praxis, die ich für unerlässlich halte. Kurz bevor ich die Bühne betrete oder kurz bevor der Regisseur „Action!“ ruft, atme ich tief ein und schließe die Augen, um mich zu konzentrieren. Dies hilft mir, meinen Geist mit meinem Körper zu verbinden und beseitigt alle inneren oder äußeren Ablenkungen.

Die Arbeit an Projekten, die internationale Anerkennung finden, erfordert oft die Zusammenarbeit mit unterschiedlichen Personengruppen. Wie steuern Sie diese Kooperationen und können Sie eine Erfahrung teilen, bei der die Teamdynamik das Endergebnis maßgeblich beeinflusst hat?

Auch wenn es manchmal überwältigend sein kann, bei jedem Projekt so viele neue Leute kennenzulernen, ist das auch einer der Aspekte, die ich an meinem Job am meisten liebe. Ich genieße die Gelegenheit, neue Kreative kennenzulernen und neue Freunde zu finden. Zahlreiche Kooperationen, die an einem Set initiiert wurden, führten zu zukünftigen Projekten. Wenn ein Produktionsteam – sei es am Set oder im Theater – eine starke Bindung aufbaut, zeigt sich das im Endprodukt.

Das war sicherlich bei unserer Produktion von „ANSTOSS“ der Fall. Dank der langen Vorbereitungszeit und der umfangreichen Probenzeit haben unsere Darsteller ein starkes Verhältnis zueinander aufgebaut. Wir wurden wie eine Familie, die es uns ermöglichte, jeden Abend mit Freude aufzutreten. Das Publikum konnte diese Kameradschaft spüren, und ich glaube, dass sie einen wesentlichen Anteil am Erfolg der Show hatte.

Was kommt angesichts des Erfolgs und der Anerkennung, die Sie für diese Rollen erhalten haben, als nächstes für Sie? Gibt es Traumrollen oder bestimmte Genres, die Sie in den kommenden Jahren unbedingt erkunden möchten?

Ich bin unglaublich dankbar für meinen bisherigen Weg in dieser herausfordernden Branche und lobe mich selbst für die Belastbarkeit und dauerhafte Freude, die ich an meiner Arbeit gefunden habe. Als nächstes steht auf meiner Agenda die Reise mit meiner Einzelausstellung „LOST MY WAY“ nach London, wo ich zu einem Auftritt in der österreichischen Botschaft eingeladen wurde.

Ich habe zwar keine konkreten Traumrollen im Sinn, aber es gibt Menschen, mit denen ich eines Tages gerne zusammenarbeiten würde. Zu meinen absoluten Heldinnen gehören Amy Sherman-Palladino, Phoebe Waller-Bridge und Emerald Fennell.